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Wappen Freiamt (alt)                        Wappen Ottoschwanden

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Freiamt

 

 alte Handdruckspritze aus dem Jahre 1889

Schon in alten Zeiten war das Feuer nicht nur Segen, sondern auch Fluch für die Menschheit. Während in der Einzelbesiedlung in früheren Zeiten beim Brand eines Hauses nur die Flucht übrig blieb, versuchte man später dem Feuer durch Bekämpfung Herr zu werden. Mit der dichteren Besiedlung wurde die Feuerbekämpfung organisiert. Vom Mittelalter ist uns bekannt, dass strenge Verordnun­gen für die Bewachung des Feuers erlassen wurden.

Es waren Feuerschauer bestellt, die alle Vierteljahre die Feuerstätten, Backöfen und Öfen besichtigen mussten. Man durfte keinen Hanf im Hause dörren und keine Wäsche am Ofen trocknen. Nach dem Feuerabendläuten, aus dem später das Feierabendläuten wurde, musste das Feuer im Hause gelöscht werden. War ein Brand ausgebrochen, gab es keine andere Möglichkeit, als mit kübeln oder Eimern Wasser in das Feuer zu schütten. Behördlicherseits war angeordnet, dass jeder Bürger mit eigenem Haushalt einen ledernen Wassereimer haben musste. Beim Sturmläuten mussten die Bürger diesen mitnehmen und zum Brandplatz eilen. Vom nächstgelegenen Bach oder Weiher wurde eine sogenannte Feuergasse gebildet, wobei auf einer Seite die gefüllten Eimer zum Brandplatz, auf der anderen Seite wieder leer zur Wasserstelle zurückgingen. Im Brandfalle war die ganze Bevölke­rung zur Hilfe verpflichtet. Auch Frauen und Kinder stellten sich in die Reihe der Feuergasse. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen dann die Feuerspritzen auf. Dadurch konnte das Wasser in das Feuer gespritzt werden.

Es wurde in jedem Ort eine Löschmannschaft aufgestellt. In der Regel war der ortsansässige Schmiede­meister der Spritzenmeister. Unter Aufsicht des Bürgermeisters wurde alljährlich das Gerät geprüft. Es musste aber nach wie vor das Wasser mit Eimern zur Spritze gebracht werden. Erst im 19. Jahrhundert hatte die Technik Spritzen mit Saug­möglichkeit entwickelt, so dass das Wasser mittels Pumpe der Wasserstelle entnom­men werden konnte. Eine weitere Verbesserung der Wasserversorgung brachte für unsere Ortsteile Mußbach, Glasig und Allmendsberg das Jahr 1905 durch den Bau und die Inbetriebnahme der Wasserleitung. Für eine Brandbekämpfung war man in diesen Ortsteilen vorher auf die wenigen Weiher angewiesen.

Da aber durch die nur einmal jährlich erfolgte Inbetriebnahme der Feuerspritze die Ausbildung der Löschmannschaft zu wünschen übrig ließ, waren auch die Erfolge der Brandbekämpfung vielfach mangelhaft. Deshalb bildeten sich vor hun­dert und mehr Jahren die ersten freiwilligen Feuerwehren, die sich der Ausbildung der Mannschaften und die Handhabung der sich immer verbessernden Geräte mit Eifer annahmen.

In unserer Gemeinde erfolgte die Gründung der Feuerwehr erst auf behördliche Anordnung im Jahre 1940. Schon nach Ausbruch des Krieges im Jahre 1939 ver­langte die Behörde die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in jeder Gemeinde. Um Kosten zu ersparen, beschlossen die Gemeinden Freiamt und Ottoschwanden die Gründung einer gemeinsamen Feuerwehr.

Auf Samstag, den 16. März 1940, abends 8 Uhr hatten die Herren Bürgermeister der beiden Gemeinden zu einer Versammlung in die ,,Krone" in Mußbach eingela­den, zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Obwohl sich viele Männer im Krieg befanden, hatten sich zahlreiche Interessenten eingefunden.

Zu der Versammlung waren weiter erschienen als Vertreter des Landratsamtes Emmen­dingen Herr Regierungsrat Dr. Seiterich und der Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren, Herr Menton, Teningen. Nach Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Giesin, Freiamt, sprach Herr Regierungsrat Dr. Seiterich über den Zweck der Feuerwehren und die Notwendigkeit einer Aufstellung derselben. Seine über­zeugenden Worte beseitigten die letzten Bedenken, die hauptsächlich bezüglich der Löschwasserfrage bestanden.

Anschließend sprach Herr Kreisführer Menton. Als langjähriger Feuerwehrmann umriss er die Aufgaben der Feuerwehren und sagte, dass man ganze Männer für den Dienst brauche und nicht die Uniform den Feuerwehrmann ausmacht, son­dern allein die Gesinnung, die der Einzelne mitbringt. Seine Worte fanden großes Verständnis. Die darauf erfolgte Gründung brachte Zusage und Unterschrift aller Anwesenden.

Als Wehrführer wurde vorgeschlagen und ernannt:

Andreas Bühler, Maurermeister, Freiamt, Wehrführer

Christian Bühler, Schmiedemeister, Ottoschwanden, stellvertretender Wehrführer

Richard Schneider, Freiamt, Mußbach, Schriftführer

Heinrich Oestreicher, Ottoschwanden, Gerätewart

Ernst Bührer, Freiamt, Eckacker, Kassenwart.

Des weiteren folgende Wehrmänner:

Otto Schneider, Bauer, Ottoschwanden, Oberberg

Mathias Bührer, Bauer, Ottoschwanden, Eckle

Wilhelm Blum, Maurer, Ottoschwanden, Herrlache

Emil Herr Autovermietung, Ottoschwanden

Ernst Blust, Bauer, Ottoschwanden, Freihof

Mathias Sillmann, Landwirt, Ottoschwanden, Eckle

Gottlieb Sillmann, Landwirt, Freiamt, Allmendsberg

Hermann Dick, Schuhmacher, Freiamt, Mußbach

Joh. Georg Reinbold, Landwirt, Freiamt, Mußbach (Jenneweber>

Gottlieb Blum, Korbmachermeister, Freiamt, Mußbach

Gottlieb Sillmann, Wagnermeister, Ottoschwanden

Mathias Hepp, Straßenwart, Freiamt, Mußbach

Andreas Schneider, Landwirt, Freiamt, Mußbach-Langacker

Hermann Gerber, Landwirt, Freiamt, Mußbach-Langacker

Mathias Ziebold, Bauer Freiamt, Allmendsberg

Andreas Nock, Straßenwart, Freiamt, Mußbach

Mathias Kern, Kronenwirt, Freiamt, Mußbach.

Nach erfolgter Vereidigung der Wehrmänner sprach Herr Bürgermeister Bühler, Ottoschwanden. Kommandant Andreas Bühler 1940-1945 Er betonte die verständnisvolle Zusammenarbeit der beiden Gemeinden, die auch durch die besondere Lage bedingt sei und sich jetzt wieder bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr als zweckmäßig gezeigt habe.

Man freute sich allgemein über die gut verlaufene Versammlung und gab der jungen Wehr alle guten Wünsche mit auf den Weg. Wehrführer Bühler dankte und ermahnte alle Kameraden zur Sache zu stehen. Mit den Übungen wird alsbald begonnen, damit die Freiwillige Feuerwehr Freiamt-Ottoschwanden alsbald das wird was sie sein soll, eine schlagkräftige Organisation, jederzeit einsatzbereit zum Dienst am Nächsten. Nachdem Wehrführer Bühler, Schriftführer Schneider, Kassenwart Bührer und Gerätewart Oestreicher vom 5. bis 11. Mai 1940 in Schwet­zingen einen Schulungslehrgang besucht hatten, mussten Wehrführer Bühler und Gerätewart Oestreicher allein mit der Ausbildung der Mannschaften beginnen, da Schriftführer Schneider und Kassenwart Bührer gleich nach Beendigung des Lehrgangs zum Kriegsdienst einberufen wurden. Im Spätjahr 1941 wurde für die Ortsteile Reichenbach und Keppenbach auch eine Löschmannschaft zusammen­gestellt, nachdem bisher nur die Ortsteile Mußbach und Brettental für Freiamt in der Wehr vertreten waren. Die Ausbildung der Mannschaft wurde dadurch erschwert, dass immer wieder Männer zum Kriegsdienst einberufen wurden und man immer wieder mit neuen Männern anfangen musste.

 

Die Feuertaufe erhielt die Wehr am 16. September 1943, als der Blitz in das Ökonomiegebäude des Joh. Georg Bührer in Ottoschwanden, Buhler, eingeschla­gen hatte und es in Brand setzte.

Nachdem die Kriegshandlungen um die Jahreswende 1944/45 hart an den Rhein herangekommen waren, wurden die Volkssturmübungen wichtiger als die Feuerwehrübungen. Auch Wehrführer Bühler war als Volkssturmausbilder und Führer tätig. Leider ist er beim Einsatz der Freiämter und Ottoschwandener Volks­sturmmänner in Wagenstadt durch französisches Granatfeuer verwundet worden und ist anderntags, am 20. April 1945 verstorben.

 

Beim Einmarsch der französischen Truppen am 20. April 1945 sind im Ortsteil Mußbach, hervorgerufen durch den Widerstand einer SS-Formation sieben Wohn- und Ökonomiegebäude abgebrannt. Die Wehr konnte aber der Kriegshandlungen wegen nicht eingesetzt werden, so dass die Gebäude alle abbrannten, mit Aus­nahme des Wohnhauses des Mathias Giesin, wo nur der Dachstuhl abbrannte, da er durch seinen eigenen mutigen Einsatz mit Hilfe des aus dem Hydranten ent­nommenen Wassers den Brand löschen konnte.

 

Nachdem die Wehr verwaist war und auch durch die Besatzungsverhältnisse bedingt, fanden im Sommer 1945 keine Übungen statt. Im Oktober 1945 wurden die Gemeinden von der Besatzungsmacht aufgefordert, unverzüglich die Feuerwehren wieder aufzubauen. Nach einer Besprechung der beiden Herren Bürgermeister Reinbold, Freiamt, und Bühler, Ottoschwanden und einiger Wehrmänner, kam man überein, die Wehr in der bisherigen Form beizubehalten. Da der bisherige Kom­mandant Bühler zu unserem aller Leide - es muss hier besonders erwähnt werden, er hat sich große Mühe um die Wehr gegeben - nicht mehr am Leben war, wurde der bisherige stellvertretende Kommandant Heinrich Oestreicher, zum neuen Kommandanten ernannt. Kommandant Heinrich Oestreicher 1945- 1947Als stellvertretender Kommandant wurde Hermann Rein­bold, Freiamt, Niedertal, bestimmt. Nachdem die meisten bisherigen Kameraden ihre Mitarbeit wieder zusagten, konnte mit der Ausbildung wieder begonnen wer­den. Zur großen Freude der Wehrmänner erhielten wir im November 1945 die von der Gemeinde Freiamt bestellte Motorspritze, die auch bald ihre Feuerprobe beste­hen sollte, nachdem am 17. Dezember 1945 im Anwesen Zuckschwerdt, Otto­schwanden, Feuer ausgebrochen war. Damit wir die Motorspritze überhaupt beför­dern konnten, stellte in anerkennenswerter Weise Kommandant Oestreicher einen Anhänger zur Verfügung, da der Kauf eines solchen in jenen Jahren unmöglich war.

Nachdem die Gemeinde Ottoschwanden auch eine Motorspritze anschaffte, wurde der Anhänger für diese gebraucht und unsere Spritze musste im Spritzenhaus im Ortsteil Reichenbach auf den Boden gestellt werden. Zu Beginn des Jahres 1947 verlor die Wehr im Zuge einer von der französischen Militärregierung angeordneten politischen Säuberung zwei unserer eifrigsten Kameraden. Kurze Zeit später mussten auf Befehl der Besatzungsmacht die Mannschaftsstärken der Wehren in ganz Südbaden verringert werden. Um den beiden Gemeinden Freiamt und Otto­schwanden die Mannschaftsstärke von 45 Mann erhalten zu können, wurde die­selbe geteilt. Es gibt also ab April 1947 die Freiwillige Feuerwehr Freiamt mit einer Mannschaftsstärke von 27 Mann und eine Freiwillige Feuerwehr Ottoschwanden mit einer Stärke von 18 Mann.